Wie du Großzügigkeit kultivierst und warum das auch DICH bereichert
Nov 14, 2021Großzügigkeit: Eine Haltung der Achtsamkeit
Großzügig zu sein, was bedeutet das für dich?
In welchen Situationen bist du großzügig?
Wann fällt es dir leicht, wann nicht?
Macht es dir Freude, großzügig zu sein?
Welchen Menschen gegenüber?
Bei der Haltung der Großzügigkeit, wie wir sie in der Achtsamkeit kultivieren, geht es nicht um Materielles, um Geschenke oder um Reichtum und Wohlstand im Äußeren.
Es geht um das natürliche Bedürfnis, zum Glück anderer Wesen beizutragen.
Oder, wie Jon Kabat-Zinn, der Begründer der modernen Achtsamkeitsbewegung es so schön formulierte:
Großzügigkeit ist ein Gefühlszustand, eine Bereitschaft, das eigene Sein mit der Welt zu teilen.
Wichtig ist dabei noch die Komponente der Bedingungslosigkeit. Denn diese Form der Großzügigkeit ist nicht an Bedingungen geknüpft. Ohne Erwartungen, dass etwas zurückkommen müsse, ohne Ansichten darauf, ob es wohl "genug" oder "das Richtige" ist, was wir zu geben haben.
Es lässt sich ganz gut erläutern am Bild der Rose, die ihren Duft verströmt.
Sei absichtslos wie die Rose, die ihren Duft verströmt
Die Rose verfolgt keine Absicht damit, dass sie am Wegrand steht und duftet. Sie durftet einfach. Ganz egal, ob wir uns ihr zuwenden oder nicht. Ihr Duften ist nicht an Bedingungen geknüpft. Sie fragt sich auch nicht, ob sie wohl schön genug duftet oder zu viel oder zu wenig oder ob die Rose nebenan schöner, besser, lieblicher duftet.
Sie duftet einfach. Und veströmt ihren Duft und ihre Schönheit für jeden, der des Weges kommt.
Für viele von uns stößt die Vorstellung der bedingungslosen Großzügigkeit auf innere Widerstände. Schauen wir doch mal auf die häufigsten Widerstände im Zusammenhang mit Großzügigkeit.
Widerstand 1: Wenn ich großzügig bin werde ich ausgenutzt
Das ist ein sehr weit verbreiteter Glaubenssatz. Das Interessante dabei ist:
Du kannst nur dann ausgenutzt werden, wenn du dafür zur Verfügung stehst.
Lies das nochmal.
Du kannst nur ausgenutzt werden, wenn du dafür zur Verfügung stehst.
Niemand außer dir selbst kann das verhindern. Du bist zu 100% in der Eigenverantwortung. Gute und gesunde Grenzen zu setzen gegenüber Menschen, die nicht unser Bestes im Sinn haben oder die sich in irgendeiner uns nicht zuträglichen Form an uns bereichern wollen, das widerspricht nicht der grundsätzlichen Haltung der Großzügigkeit.
Ja, es gibt Menschen, die versuchen, deine Großzügigkeit auszunutzen, aber dieser Umkehrschluss ist ein Trugschluss:
Immer, wenn ich großzügig bin, werde ich ausgenutzt.
Nein. Das stimmt nicht. In den allermeisten Fällen, löst deine zutiefst empfundene Bereitschaft, das Leben anderer Wesen zu bereichern auf eine positive Resonanz in der Welt, und im Grunde müssen wir noch nicht mal das vielzitierte "Gesetz der Anziehung" bemühen, das besagt, dass du das anziehst, was du aussendest. Du hast es sicher selbst schon so oft erlebt. Einem Menschen, der uns freundlich und mit offenem Herzen begegnet, begegnen wir selbst auch mit so viel mehr Freude und Freundlichkeit im Herzen als einem grummelig-mürrischen Zeitgenossen.
Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Sagte meine Omi immer.
Und ein Gedanke, der vielleicht nicht immer anschlussfähig ist:
Was, wenn deine Großzügigkeit immer in derselben Weise zu dir zurückkommt, wie du sie verströmst, auch wenn es nicht von derselben Person ist, der du sie geschenkt hast?
Ist das relevant? Think about...
Wenn ich mich dauernd verschenke, vergesse ich mich selbst
Hier gilt dasselbe. Du darfst dich nicht selbst vergessen. Nie.
Hier finde ich immer das Bild der Schale hilfreich:
Stell dir vor, du bist eine mit Wasser gefüllte Schale. Du kannst erst überfließen, wenn du selbst ganz gefüllt bist. Und wer ist dafür verantwortlich, dass deine Schale immer gut gefüllt ist? Richtig: Du selbst.
Und noch ein Gedanke ist in diesem Zusammenhang wichtig:
Bei der Haltung der Großzügigkeit geht es nicht darum, sich abzuarbeiten, wie Wonder-Woman durch die Welt zu düsen und ständig aktiv und mit viel Impact irgendwelchen Menschen bei irgendetwas zu helfen.
Es geht um diese Grundhaltung. Erinnere dich: Die Bereitschaft, ein Beitrag zu sein und das Leben anderer Wesen zu bereichern.
Das ist eng verbunden mit Freundlichkeit, mit Güte, mit Hilfsbereitschaft. Aber welche Handlungen im Außen aus deiner inneren Haltung der Großzügigkeit folgen, das kann so, so unterschiedlich und vielfältig sein.
Es macht aber schon einen echten Unterschied, wenn du überhaupt diesen Fokus hast. Großzügigkeit öffnet dein Herz und dein Bewusstsein für Situationen, in denen du deine Großzügigkeit schenken kannst. Fällt dir überhaupt auf, dass da jemand hilfesuchend an der Straße steht? Bemerkst du überhaupt, dass hinter dir an der Kasse jemand nur eine Tüte Milch hat, während dein Einkaufswagen proppenvoll ist?
Ich verwöhne mein Kind, wenn ich dauernd großzügig bin
Ein sehr häufiger Widerstand bei Eltern im Zusammenhang mit Großzügigkeit ist die Sorge, die Kinder zu verwöhnen. Ich persönlich kann mit diesem Diskurs so überhaupt nichts anfangen. Es gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, sich geliebt, respektiert und sicher zu fühlen. Du kannst deine Kinder nicht ZU VIEL lieben. Du kannst sie nicht ZU VIEL spüren lassen, dass du auf ihrer Seite bist, no matter what.
Aber Großzügigkeit heißt nicht, seinem Kind alles zu erlauben, ihm alles zu ermöglichen, was es sich wünscht und schon gar nicht ist es an materielle Dinge gekoppelt.
Es geht um deine Grundhaltung. Das spüren Kinder.
Mein Opa z.B., wenn man den irgendwas gefragt hat oder ihn um irgendetwas gebeten hat, war seine erste Reaktion immer:
"Geht NIX an!"
Manchmal änderte mein Opa seine Meinung nach endlosen Überzeugungsversuchen meiner Oma, aber seine Grundhaltung war: Nö. Geht NIX an.
Ich weiß noch, wie sehr mich das verunsichert hat und dass ich als Kind aus seiner ständig harschen und ablehnenden Art ableitete, dass ich nicht besonders erwünscht bin und dass ich "Zuviel" bin mit dem, was ich möchte.
Wenn du in der Haltung der Großzügigkeit auf Bitten anderer Menschen schaust, dann ist die Grundhaltung das Ermöglichen-Wollen. Und dann können natürlich Dinge dagegen sprechen.
Wenn dein Kind nach drei Kugeln Eis z.B. um Kugeln Nummer vier und fünf bittet, dann spricht ganz eindeutig etwas dagegen, und das darfst du dann natürlich auch durchsetzen.
Die Grundhaltung ist das Ermöglichen-Wollen, und hier wird es begrenzt durch die Tatsache, dass so viel Eis einfach ungesund ist und dass du als Mutter eine Verantwortung hast, der du gerecht werden darfst.
Kriegst du den Punkt?
Du kannst dein Kind nicht verwöhnen, wenn du aus der Haltung der Großzügigkeit lebst.
Du kannst ihm aber sehr wohl schaden, wenn du ihm alles erlaubst und ermöglichst aus Angst vor den Reaktionen deines Kindes oder weil du nicht weißt, ob du seine Enttäuschung aushalten kannst. (Das gilt übrigens auch für andere Beziehungen. Wie oft sagen wir nicht "Nein" zu irgend etwas aus Angst, den anderen zu enttäuschen oder seine Gunst zu verlieren? Damit verraten wir nur leider unsere eigene Integrität. Und wir werden dem jeweils anderen gegenüber nicht sichtbar als das, was wir sind.)
Dein Kind darf sehr wohl spüren, dass du grundsätzlich auf seiner Seite bist. Dass du grundsätzlich ermöglichen möchtest, was es sich wünscht. Und es darf erleben, dass es da Grenzen gibt und dass du manchmal Dinge nicht erlaubst und das - aus der Haltung der Liebe und Wertschätzung heraus - auch kommunizierst.
Ein ständiger Austausch von Großzügigkeit - fülle dich an und verströme dich
In meiner kleinen Meditation kannst du die Haltung der Großzügigkeit erforschen und kultivieren. Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren.
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